Cellesche Zeitung druckt Stellungnahme von Braunschweiger Neonazi

Pressemitteilung / 2. Mai 2020

Seit Monaten finden auf dem NPD-Gelände in Eschede (bekannt als Hof Nahtz) Arbeiten statt, um den heruntergekommenen Hof wieder nutzbar zu machen. Es wird um- und ausgebaut und es werden Zäune angelegt. Auch die Eindämmungsmaßnahmen gegen das Corona Virus hindern die Nazis nicht daran dort weiterzuarbeiten, sie kommen regelmäßig auf dem Gelände zusammen, um Bauarbeiten durchzuführen und neue Pläne zur weiteren Nutzung des Anwesens voranzubringen.

Die Cellesche Zeitung (CZ) nimmt die aktuellen Entwicklungen auf dem Hof als Anlass ein Statement des bekannten Neonazis und Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten (JN) Sebastian Weigler aus Braunschweig zu erbitten und zu veröffentlichen. Unkommentiert und geschmückt mit einem Foto von den Gegenprotesten direkt vor dem Hof, wird es auf einer halben Seite der hiesigen Zeitung nahezu unkommentiert abgedruckt.

„Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum einem der führenden Köpfe der organisierten Braunschweiger Neonaziszene in der Celleschen Zeitung eine derartig große Bühne geboten wird, um seine Androhungen und Diffamierungen gegen den langjährigen Gegenprotest in Eschede unverblümt herauszuhauen.“ Sagt Anita Förster, Pressesprecherin der Kampagne „Landfriedensbruch – Gegen das Nazizentrum in Eschede“. „Denn was von seinen Aussagen in der Zeitung zitiert wird, ist eindeutig rechte Polemik und dient vor allem der Diffamierung des aktiven Gegenprotestes in der Region.“ so Förster weiter.

Artikel der Celleschen Zeitung mit Stellungnahme des Braunschweiger Neonazis Sebastian Weigler
Artikel der Celleschen Zeitung mit Stellungnahme des Braunschweiger Neonazis Sebastian Weigler

Unter anderem behauptet Weiler in der Stellungnahme, es bestünde die Notwendigkeit einen Zaun zu bauen um „verwirrte Gegendemonstraten“ auf Abstand zu halten. Im Weiteren führt er aus, dass die meisten Gegendemonstrant*innen „Auswärtige“ sein, die für den Protest „angekarrt“ werden. Eine typische Masche von Nazis, um den Protest von vor Ort selbst möglichst klein zu reden.

Wer bei den letzten Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Nazitreffen auf dem Hof Nahtz vor Ort war, weiß dass sich die Lage anders darstellt. Hunderte Eschedeer Bürger*innen machten im letzten Dezember direkt vor dem Hof deutlich, dass sie keinen Bock mehr auf die Nazischeiße am Rande von Eschede haben.

Am Ende seines Statements spricht Weigler eine Drohung aus: sollten Medien und Eschedeer Bürger*innen weiterhin gegen das Nazizentrum protestieren, werden die Nazis durch Kundgebungen für Straßensperrungen sorgen. „Wenn man nun den Versuch der JN Niedersachsen im Dezember 2019 betrachtet, in Eschede eine große Demonstration auf die Beine zu stellen, bleibt fraglich, ob er sich mit seiner Aussage nicht etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt hat“, bewertet Anita Förster Weilers Drohung „denn bei der Veranstaltung im Dezember konnten nur 10 Personen aus dem Kreis der JN mobilisiert werden.“

Nach großspuriger Ankündigung der Demonstration für den Dezember letzten Jahres unter dem Motto „Eschede verteidigen“, die erstaunlicher Weise als Aufzug mit Rauchtöpfen und Pyrotechnik genehmigt wurde, war dies überraschend. Trotz der geringen Resonanz in den eigenen Reihen zogen Weigler und seine 9 Kameraden als Demozug los, doch der Aufzug wurde schließlich nach wenigen Metern von einem breiten Bündnis aus mehreren hundert Personen erfolgreich blockiert. Die JN musste frustriert zum Hof zurückkehren.

„Wir fragen uns, wie es sein kann, dass trotz der vorhandenen Fakten bezüglich der Aktivitäten auf und um den Hof Nahtz in den letzten Jahren und vor allem im letzten Winter, die Cellesche Zeitung tatsächlich bereit ist, eine Stellungnahme von Sebastian Weigler als Vorsitzendem der JN Niedersachsen unkommentiert abzudrucken.“ sagt Anita Förster „Zu veröffentlichen, was die JN zum Hof Nahtz zu sagen hat, ist sicherlich das eine, aber dies völlig ohne Rahmen und Bewertung in der Zeitung zu veröffentlichen, bietet den Neonazis einen wunderbaren Raum, um ihre rechten Ideologien und Diffamierungen gegen den Gegenprotest frei herauszuschreiben.“

Wir als Kampagne fordern die CZ in Zukunft auf nicht mehr jeden Blödsinn von Nazis unkommentiert und uneingeordnet abzudrucken. Es gibt genug gute Initiativen, Journalist*innen und Bürgerliche Bündnisse in der Region, die viel über den NPD-Hof und die Machenschaften und Pläne der Nazis dort sagen können und sich seit Jahren mit der Problematik beschäftigen. Braunschweiger Neonazis mit ihrer durchsichtigen Propaganda muss man dafür nicht unkommentiert zu Wort kommen lassen.


Ausführlichere Infos zu Sebastian Weigler gibt es in einem Schreiben des Antifaschistisches Plenum Braunschweig:
https://antifacafebs.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/950/2016/10/vorsicht-nazi-sebastian-weigler.pdf