NPD beim Escheder Dorfflohmarkt

Pressemitteilung / 29.07.2021

Am Samstag den 31. Juli soll es in Eschede einen Dorfflohmarkt geben. Dort können sich private Haushalte anmelden und in einem bestimmten Zeitraum auf ihren Grundstücken Dinge verkaufen.

Auch die NPD darf bei dieser Aktion mitmachen. In der Zeit von 10 bis 14 Uhr beabsichtigen Sie laut Flyer des Dorfflohmarktes, auf Ihrem Gelände am Finkenberg „Baumaterialien, Zaunteile, Zelte und Holzbalken“ zu verkaufen.

Flyer des Dorfflohmarktes

Uns ist bekannt, dass die Veranstalter*innen bereits im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen wurden, dass es sich nicht um Privatleute handelt, sondern hier die NPD versucht, sich ins Dorfleben zu integrieren und Wahlkampf für die bevorstehende Bürgermeister*innen-Wahl und ihren Kandidaten zu machen. Leider waren sie bisher nicht bereit, die Nazis von der Teilnahme auszuschließen.

Die Teilnahme der NPD bei solchen Veranstaltungen ist eine bekannte Taktik. Damit soll eine Legitimation und eine Normalisierung der NPD und ihres menschenverachtenden Weltbildes in der lokalen Bevölkerung erreicht werden. Diese Taktik gilt es zu erkennen und die Versuche der Nazis, im Dorf weiter Fuß zu fassen, zu stoppen.

Es ist nicht hinnehmbar, dass NPD-Nazis bei solchen Veranstaltungen eine Bühne für ihre Propaganda geboten und zudem die Möglichkeit gegeben wird, Geld zu verdienen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es in den letzten Monaten zu Angriffen und Provokationen durch NPD-Mitglieder vom Finkenberg auf Escheder Bürger*innen kam (u.a. bei zwei öffentlichen Veranstaltungen).

„Wenn Menschen ahnungslos zu der angegeben Adresse fahren, die nicht in das Weltbild der Nazis passen, kann es zu gefährlichen Situationen und Übergriffen kommen“ sagt Anita Förster, Pressesprecherin der Kampagne „Landfriedensbruch – Gegen das Nazizentrum in Eschede“. „Die dort aktiven NPD-Mitglieder haben in der Vergangenheit mehrfach andere Menschen angegriffen und bedroht. Die Veranstalter*innen haben hier eine klare Verantwortung und müssen handeln.“

Wir müssen an der Seite der Einwohner*innen von Eschede stehen, welche bereits von Nazis angegriffen und bedroht wurden und dafür sorgen, dass die Nazis in Eschede nicht weiter Fuß fassen können.

Wir fordern die Veranstalter*innen daher dringend auf, die NPD von der Teilnahme auszuschließen!

NPD-Aufmarsch in Eschede und Angriff auf Pressevertreter durch Nazis

Nächsten Samstag alle nach Eschede!

Am vergangenen Samstag veranstaltete der Landesverband der faschistischen NPD einen Aufmarsch durch Eschede mit einer langen Abschlusskundgebung in der Ortsmitte. An dem Aufmarsch nahmen 5 Nazis teil. Darunter Manfred Dammann (Rotenburg), Sven Wellhausen, Carsten Dicty (Goslar) und Sebastian Weigler (Braunschweig). Einem von Weiglers Kameraden, Pierre Bauer aus Braunschweig, wurde im Vorfeld, aufgrund seiner Vorstrafen, durch die Polizei untersagt, als Ordner zu fungieren. In einem Redebeitrag während der Abschlusskundgebung kündigten die Nazis an, einen eigenen Kandidaten zur Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr in Eschede aufzustellen und dementsprechend im nächsten Jahr Wahlkampf im Dorf zu machen. Außerdem äußerten sie sich abfällig über den Protest der Eschedeer Bürger*innen. Nachdem Sebastian Weigler erst darüber jammerte, dass er und seine Kameraden aus dem Dorf beleidigt werden würden, bezeichnete er keine zehn Minuten später Einwohner von Eschede als „Spinner“ und „Dosenbier-Sprittis“ – was einer Beleidigung gleichkommt. Weiterhin wurden in den Redebeiträgen der NPD Personen, die sich gegen das Nazizentrum engagieren, namentlich benannten und nicht nur damit schufen die Nazis eine plumpe Drohkulisse. Auch kündigten sie in Redebeiträgen an in Eschede „Schulbesuche“ durchzuführen, eine Ankündigung die reichlich besorgniserregend ist, da es in Eschede nur eine Grundschule gibt.

Während sich die Nazis bei Ihrer Kundgebung im Ort, außer bei den verbalen Entgleisungen nach Kräften bemühten ein seriöses Image zu präsentieren, zeigten sie im Anschluss ihr wahres Gesicht: Zurück am Hof am Finkenberg stürmten mehrere Nazis, nachdem sie von ihrer Veranstaltung im Ortskern auf dem NPD-Gelände in Eschede angekommen waren vom Hof und griffen Pressevertreter an, die sich vor Ort ein Bild von der Lage machen wollten. Obwohl Polizeikräfte anwesend waren, bedrängten und schubsten die Neonazis der NPD Polizist*innen und die anwesenden Pressevertreter und schlugen gegen die Kameras. Währenddessen riefen sie immer wieder „Wir schlagen Euch tot“. Auch ein Hund wurde vom Hof losgelassen und griff eine Polizistin an. Unter den Angreifern waren alle Teilnehmenden des vorangegangen Aufmarsches. Die Polizei leitete gegen alle Nazis Strafverfahren ein.

Carsten Dicty (Goslar) geht auf Pressevertreter los (Foto: Moritz Siemann / Twitter)

Diese Aktion zeigt in erschreckender Weise, wie sicher sich die Nazis in Eschede mittlerweile fühlen. Als wäre es völlig selbstverständlich greifen sie andere Menschen an, beleidigen Einwohner*innen, täuschen Behörden und bedrohen Menschen die ihnen Widersprechen.

Die Aktionen der NPD an diesem Wochenende, dass als Auftakt der Veranstaltungen rund um den Termin des „Erntedank-Festes“ gesehen werden kann, hat gezeigt, dass die Zeit der Lippenbekenntnisse und des Abwartens vorbei sein muss! Die Nazis überschreiten immer weiter Grenzen: Aus den anfänglichen Beleidigungen sind mit der Zeit Bedrohungen geworden, aus diesen Drohungen nun körperliche Angriffe. Jede*r kann sich ausrechnen, wie sich diese Situation entwickeln wird. Es werden immer mehr Nazis nach Eschede kommen und das Schulungszentrum am Finkenberg wird mit jeder Woche weiter ausgebaut. Es ist nun an Allen diesem rechten Treiben Einhalt zu gebieten, gemeinsam alles möglich zu machen, um das Nazizentrum dichtzumachen und die davon ausgehenden Angriffe und Provokationen zu unterbinden. An den Einwohner*innen von Eschede aber auch an allen engagierten Menschen darüber hinaus.

Bereits am kommenden Samstag will die NPD erneut in Eschede aufmarschieren und im Anschluss ab 15 Uhr auf Ihrem Hof ein Erntedankfest abhalten. Es kann nicht sein, dass die Aktionen von diesem Wochenende ohne Konsequenzen für die NPD bleiben. Wenn Nazis zuschlagen, gilt es zu verhindern, dass sie dies erneut tun!

Wir rufen daher alle dazu auf am kommenden Samstag nach Eschede zu kommen und sich den Nazis in den Weg zu stellen. Trommelt Eure Bezugsgruppen zusammen und informiert Eure Freund*innen. Weitere Infos werden wir in den nächsten Tagen hier veröffentlichen.

Alle zusammen gegen den Faschismus – Nazigewalt stoppen!

NPD greift Pressevertreter in Eschede an

Im Nachgang des heutigen Aufmarsch der NPD in Eschede und der Kundgebung von Nazis in der Ortsmitte kam es zu einem Angriff auf Presseverter durch die Teilnehmenden der NPD Veranstaltungen.

Etwa 7 Personen stürmten vom NPD-Gelände am Ortsrand von Eschede auf Pressevertreter zu. Obwohl Polizeikräfte anwesend waren, bedrängten und schubsten die Neonazis der NPD Polizist*innen und die anwesenden Pressevertreter und schlugen gegen die Kameras. Währenddessen riefen sie immer wieder „Wir schlagen Euch tot“. Auch ein Hund wurde vom Hof losgelassen und griff eine Polizistin an. Nur herbeigeeilte Polizeikräfte konnten verhindern, dass es zu schlimmeren Körperverletzungen durch kam.

Unter den Angreifern waren Manfred Dammann (Rotenburg), Sven Wellhausen, Carsten Dicty (Goslar), Kilian Wilkens (Braunschweig) und Sebastian Weigler (Braunschweig). Die Polizei leitete gegen alle Nazis Strafverfahren ein.

Während sich die Nazis bei Ihrer Kundgebung im Ort, außer bei den verbalen Entgleisungen nach Kräften bemühten ein seriöses Image zu präsentieren, zeigten sie im Anschluss bei dem Angriff ihr wahres Gesicht. Diese Aktion zeigt in erschreckender Weise, wie sicher sich die Nazis in Eschede mittlerweile fühlen. Als wäre es völlig selbstverständlich greifen sie andere Menschen an, beleidigen Einwohner*innen, täuschen Behörden und bedrohen Menschen die ihnen Widersprechen.

Fotos: Moritz Siemann / Twitter

 

Stellungnahme zu den Protesten gegen den Naziaufmarsch in Eschede und der öffentliche Debatte danach

1. Berichterstattung und „Gewalt“

Nachdem wir vergangenen Samstag in Eschede gemeinsam mit Anwohner*innen gegen den Aufmarsch der NPD demonstriert haben, möchten wir die Gelegenheit ergreifen und uns zum Ablauf des Tages und vor allem zur Berichterstattung äußern.

Bei Demonstrationen gegen Nazis gibt es bei der Berichterstattung oft dieselben Muster nach denen gearbeitet wird. Die Arbeit der Polizei wird nur in seltenen Fällen kritisch beleuchtet und der eigentliche Anlass der Gegendemo (die Verhinderung eines Aufmarsches von gewaltbereiten Faschisten) rückt meist in den Hintergrund. Der Fokus liegt dann oft darauf, wie sich Gegendemonstrant*innen verhalten haben.
So ist es nun auch erwartungsgemäß in Eschede passiert.

Die Lokalzeitung „Cellesche Zeitung“ hatte für die Veranstaltung einen Live-Ticker geschaltet, der sich, wenn man an dem Tag vor Ort war, etwas kurios liest.
So wird ein Bild gezeichnet, dass den Eindruck erweckt, die Polizei hätte den Tag total souverän über die Bühne gebracht und zu jeder Zeit die volle Kontrolle über das Geschehen gehabt. Tatsächlich war über den gesamten Tag immer wieder zu beobachten, dass die Polizei extrem nervös und überfordert war. Was letztlich auch ein Grund dafür gewesen sein kann, dass sie in ihrer Kopflosigkeit bei den kleinsten Unruhen der Demonstrant*innen sofort Gewalt und Pfefferspray angewandt hat. Hierbei muss man sich vor Augen halten, dass die Bereitschaftspolizei am ganzen Körper gepanzert und behelmt ist und mehr oder weniger gut ausgebildet in körperlichen Auseinandersetzungen ist; fast alle Polizist*innen waren auch den ganzen Tag über mit Sturmhauben vermummt. Die Gegendemonstrant*innen waren zum Großteil Jugendliche und stellten zu keinem Zeitpunkt eine akute Gefahr für irgendwen dar.
Vor dem Hintergrund der offensichtlichen Überforderung der Beamt*innen war es umso verwunderlicher, dass der Aufmarsch der 9 (!) Neonazis soweit ausgereizt werden konnte. Bereits in den frühen Mittagsstunden war klar, dass der Gegenprotest von Erfolg gekrönt ist und die Nazis nicht weiter laufen können, da eine zentrale Kreuzung des Aufmarschs der Rechten von mehreren hundert Gegendemonstrant*innen blockiert war. Eine solche Blockade eines Naziaufmarsches gilt als ziviler Ungehorsam. Die Polizei setzte dennoch alle Hebel in Bewegung, um den Aufmarsch der NPD zu ermöglichen und das ganze Theater der Faschisten im bizarren Auftritt von Sebastian Weigler auf dem leeren Parkplatz der Volksbank gipfeln zu lassen.

Völliges Unverständnis lösen bei uns auch die angekündigten Anzeigen Polizei gegen antifaschistische Demonstrant*innen aus. Wer vor Ort war, wird wissen, wer hier tatsächlich gewalttätig war. Spannend wäre hierbei auch, warum es weder die Polizei noch die Presse für nötig hält zu erwähnen, dass Neonazi Sebastian Weigler Schusswaffengebrauch gegen Demonstrant*innen forderte, um die Blockade der Route zu räumen oder der mehrfach vorbestrafte Pierre Bauer zunächst ohne Einschränkung als Ordner auftreten durfte, bis Medienvertreter*innen darauf aufmerksam machten, dass Bauer ein verurteilter Gewaltverbrecher ist.

Die Polizei verkaufte den Tag im Nachgang als Erfolg für sich und stellte Gegendemonstrant*innen wörtlich als Angreifer dar. Zum wiederholten Mal hat sich Sebastian Weigler in Szene gesetzt und die Lokalpresse ist wie in der Vergangenheit brav über sein Stöckchen gesprungen. In einem Video von „Celle Heute“ das mit „Unzensiert – unkommentiert“ wirbt, sind nach einem kurzen Kommentar von Bürgermeister Günter Berg noch einige ausgewählte Szenen von Rangeleien zu sehen. Diese wollte „Celle Heute“ dann doch irgendwie kommentieren:

„Die überwiegend friedliche Gegendemonstration wurde vereinzelt durch Chaoten gestört. Dabei kam es zu Übergriffen und Beleidigungen gegenüber Polizist*Innen.“

Diese selektive Darstellung dürfte ganz im Sinne von Weigler sein, der stets bemüht ist, sich und die NPD als friedlich dazustellen.

 

2. Vermummung und Protestformen

Bei mehr oder weniger regelmäßigen Nazi-Veranstaltungen im ländlichen Bereich dauert es erfahrungsgemäß nicht lange, bis von den Anwohner*innen Sorgen zu hören sind. Allerdings keine Sorge vor dem Offensichtlichen – der Landergreifung durch Neonazis – sondern Sorge vor Unruhe im Dorf, vor „krawallmachenden Linken“, vor einem Imageschaden der Region. Als Ursache dafür werden meist Demonstrant*innen von Außerhalb herangezogen. Es wird unterstellt, dass man ja nur Anreisen würde um vor Ort Krawall und Terror zu verbreiten und dann wieder abzuhauen. Gebetsmühlenartig wird wiederholt, dass Protest friedlich ablaufen muss und dass man ja nicht nur gegen Rechtsextremisten sondern auch gegen Linksextremisten (sic) ist.

Dies verschleiert das eigentliche Problem für die Öffentlichkeit. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Kommentar des Bürgermeisters Günter Berg zum vergangenen Samstag in einem Video von „LokalHeute“. Günter Berg sagt zwar deutlich, dass er die NPD nicht im Ort haben will, lässt aber auch durchblicken, dass er eigentlich ganz zufrieden damit war, als noch nicht vor dem Hof demonstriert wurden durfte und man die Nazis bequem „wegignorieren“ konnte. Fast im selben Atemzug verurteilt er das antifaschistische Engagement eines Teils der Gegendemonstrant*innen. Er findet das Ganze „nicht schön“ und ist der Meinung, das ist etwas, das man „aushalten“ müsse.
Hierbei gibt es im Grunde zwei Probleme:

Die Nazis können sich selbst als „friedlich“ und bürgernah darstellen, da sie zwar als unerwünscht benannt werden, das Auftauchen von Gegendemonstrant*innen aber als das eigentliche Ärgernis beschrieben wird.

Es ist ein weit verbreiteter Trugschluss, dass Nazis nur ein Problem für den Ort sind an dem sie sich Treffen. Das Problem hat eine viel größere Dimension: Gerade Orte wie der Hof Nahtz in Eschede werden in erster Linie zur Vernetzung und Schulung von Faschist*innen genutzt. Und werden damit früher oder später oft zu einem viel größeren Problem an einem möglicherweise ganz anderen Ort. Damit sind solche Treffpunkte eine berechtigte Sorge für alle Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passen und eben nicht nur für die Leute vor Ort.

Uns ist klar, dass die Anwohner*innen in Eschede andere Protestformen als wir wählen, dass sie andere Sorgen und Wünsche im Umgang mit dem Hof Nahtz haben und dass es für sie vielleicht verstörend wirkt, wenn Antifaschist*innen von außerhalb dort ihren eigenen Protest durchziehen. Wir sind aber gerade wegen der unterschiedlichen Ansätze solidarisch mit allen Eschedeer*innen, die sich den Nazis in den Weg stellen. Wir müssen nicht auf allen Ebenen derselben Meinung sein, um an einem Strang zu ziehen. Ziviler Ungehorsam – wie in diesem Fall durch das friedliche Besetzen eines Platzes auf der eigentlichen Naziaufmarsch-Route – ist ein wichtiges Mittel in der Demokratie, da dadurch verhindert werden kann, was durch eine einfache Demonstration nicht erreicht werden kann, nämlich das gleichzeitige Nutzen derselben Strecke (in diesem Fall) durch die Nazis. Es ist ein legitimes und notwendiges Mittel, um solche Aufmärsche zu verhindern. Um zu dieser Einsicht zu kommen, muss man sich nur die Entwicklung der Proteste in Bad Nenndorf anschauen. Es war dort ein langer Weg, bis sich etwas zum positiven gewandt hat, letztlich hat sich die Kooperation verschiedener Gruppen und Bündnisse jedoch ausgezahlt. Durch die gemeinsame Blockade der Naziroute durch die verschiedensten Gruppen konnte der Protest gegen die braunen Aufmärsche dort schließlich erfolgreich werden.

Da abzusehen ist, dass das Nazi-Problem in Eschede noch länger andauern wird, müssen wir gemeinsam einen langen Atem beweisen und uns auf unser gemeinsames Ziel konzentrieren.

Gesicht zeigen gegen Rechts?

Immer wieder taucht bei Demonstrationen in ländlichen Regionen die Frage bei Anwohner*innen auf, warum sich die Demonstrant*innen denn vermummen müssen, wenn man nicht kriminell sei, müsse man sich nicht verstecken und gegen Rechte kann man ruhig sein Gesicht zeigen. Hierbei gibt es leider ein Problem: Wie man vergangenen Samstag gut beobachten konnte, sind die Nazis sehr eifrig dabei, Gegendemonstrant*innen mit einem Teleobjektiv im Porträt abzulichten. Das tun Nazis in der Regel nicht weil sie uns so toll finden, sie sammeln Informationen, Bilder und Details über Aktivist*innen, um diese persönlich im privaten Bereich angreifen zu können. Dass das nicht an den Haare herbei gezogen ist, sondern ein Problem für jede*n werden kann, zeigte jüngst ein Anschlag auf eine Aktivistin in Einbeck bei Göttingen, bei dem am Wohnhaus der Betroffenen Sprengstoff gezündet wurde.

Das einige Demonstrant*innen also eher weniger Lust darauf haben ihr Gesicht in jede Kamera zu halten, sollte nachvollziehbar sein.

 

3. Die Notwendigkeit von solidarischem Protest

Ein weiterer Punkt der Antifaschist*innen oft vorgeworfen wird, ist die Annahme, dass man nur anreisen würde, um vor Ort Krawall zu machen, ein paar Steine zu schmeißen und johlend wieder nach Hause zu fahren. Ob man es glauben mag oder nicht: Die meisten Demonstrant*innen könnten sich ihre Freizeitgestaltung an einem sonnigen Samstag auch anders vorstellen.

Würden Landkreis und Behörden ihrer Arbeit nachkommen und nach Möglichkeiten suchen, um das Nazizentrum auf dem Hof Nahtz dicht zu machen, würde sich wohl kaum eine*r berufen fühlen nach Eschede zu fahren und sich dort mit Pfefferspray angreifen zu lassen. Es ist das Ohnmachtsgefühl und die Enttäuschung über das Politikversagen, die junge Menschen dazu animiert, sich gegen Neonazis einzusetzen.

Ein Ort wie Eschede muss sich eben auch am Erfolg des bisherigen Protestes messen lassen. Den Ort zu schmücken und Stände an der Kreuzung zum Hof aufzubauen ist nur eine von unzähligen Protestformen und war in den letzten 25 Jahren leider von wenig Erfolg gekrönt. Man muss sich auf vielfältige Art den Nazis in den Weg stellen, auf eine Art die für sie unbequem und auf Dauer zum Problem wird. Sich als Dorfgemeinschaft couragiert Nazis zu widersetzen bringt einem keinen schlechten Ruf ein – im Gegenteil! Es ist schließlich wenig Image-fördernd und wenig attraktiv, über ein Vierteljahrhundert einen Bundesweiten Nazistützpunkt im Ort zu haben. Das lässt sich nicht verschweigen und wird nicht besser, indem man mit dem Finger auf Gegendemonstrant*innen zeigt.

Welchen privaten Vorteil sollten die Antifaschist*innen haben, in einen kleinen Ort in der Südheide zu Reisen und dort Stundenlang in der prallen Sonne auszuharren, die Polizei im Nacken zu haben und sich im Nachgang noch als Gewalttäter darstellen zu lassen. Diese Leute haben das auf eigene Kosten und in ihrer sowieso schon raren Freizeit getan, ohne dafür irgendetwas zu erwarten – sie nicht öffentlich zu beschimpfen wäre aber das mindeste.

#DankeAntifa!

NPD-Aufmarsch erneut erfolgreich blockiert!

Pressemitteilung / 20. Juni 2020

Nach zwei gescheiterten Versuchen, im Dezember 2019 und vergangenes Wochenende, marschierte heute die NPD mit gerade einmal neun Teilnehmern durch Eschede. Unter ihnen wieder der mehrfach vorbestrafte und extrem gewalttätige Pierre Bauer, sowie der Vorsitzender der ‚Jungen Nationalen‘, Sebastian Weigler, beide aus Braunschweig. Einen Erfolg kann man diesen Aufmarsch allerdings nicht nennen: Der Gegenprotest schaffte es erneut die Route der Nazis zu blockieren und damit ein deutliches Zeichen gegen das Erstarken der NPD im Dorf zu setzen. „Es ist schön zu sehen, dass die Bemühungen der NPD kaum Früchte tragen und es eine starke Stimme der Bürger*innen gibt, die sich gemeinsam mit Antifaschist*innen und uns gegen die NPD und die Nazis vom Hof Nahtz stellen“, sagt Anita Förster, Pressesprecherin der Kampagne ‚Landfriedensbruch‘. „Wir haben heute zum dritten Mal die Nazis an ihren Plänen gehindert durch Eschede zu laufen, dennoch müssen wir auf der Hut sein, die Nazis werden so schnell nicht aufgeben.“

NPD-Anhänger mit gewaltverherrlichendem Pullover (Foto: twitter.com/Monitorex_fotos)

Schon am Morgen hatten sich engagierte Eschedeer*innen versammelt und empfingen mit dem ‚Bündnis gegen Rechts‘ am Bahnhof Gegendemonstrant*innen aus dem Dorf und von außerhalb mit Kaffee und Kuchen. Außerdem fand am Finkenberg eine bunte Demonstration zum Hof Nahtz statt, organisiert vom ‚Netzwerk gegen Rechtsextremismus Südheide‘.

Schon kurz nach 10 Uhr gelang es den ersten Gegendemonstrant*innen, die an einem zweiten Treffpunkt in der Ortsmitte angekommen waren, auf einen Teil der angemeldeten Naziroute zu kommen.

Bei weiteren Versuchen die Strecke des Naziaufzugs an anderen Stellen zu blockieren, kam es seitens der Polizei zum Einsatz von Gewalt und Pfefferspray. Dennoch schafften es gegen Mittag immer mehr Demonstrant*innen auf die Route und blockierten diese mit bis zu 300 Menschen an der Ecke Bahnhofstraße, Cellerstraße/Uelzener Straße.

Auch hier versuchte die Polizei den Protest zurück zu drängen und den Nazis die Straße frei zu räumen. Unterdessen fotografierte Michael Müller, ein angereister Neonazi, die Gegendemonstrant*innen mit einem Teleobjektiv ab. Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Nazis versuchen den Gegenprotest einzuschüchtern und zu bedrohen. „Die Bürger*innen und Antifaschist*innen ließen sich von den Provokationen der Nazis nicht aus dem Konzept bringen. Es ist eindeutig, dass der Protest entschlossen ist, aber keine Aggression von unserer Seite ausgeht“, so Anita Förster weiter.

Pierre Bauer, der zunächst als Ordner herhalten sollte, musste seine Ordnerbinde wieder abgeben, da er als mehrfach vorbestrafter Neonazi für diese Aufgabe alles andere als geeignet ist. Er bemühte sich dann stattdessen, Anwohner*innen zu bedrohen und zu belästigen.
Unterdessen forderte der verwirrt wirkende Sebastian Weigler von der Polizei die Blockade durch den Gebrauch von Schusswaffen aufzulösen. Zudem zählte er Personen, die sich im Ort gegen die Nazis stark machen, namentlich auf und drohte ihnen. Eine perfide Taktik um Anwohner*innen einzuschüchtern. Das Selbe versuchte die NPD bereits vergangenes Jahr im November in Hannover, als sie bei einer Kundgebung Namen von kritischen Journalist*innen veröffentlichte.

Die Polizei wirkte zeitweise überfordert und trat sowohl den angereisten Antifaschist*innen, als auch den Anwohner*innen gegenüber extrem aggressiv auf. Pressevertreter*innen wurden angegangen und geschubst, es kam zu Rangeleien und erneut zum Einsatz von Pfefferspray.

NPD-Kundgebung während blockierter Route (Foto: twitter.com/Monitorex_fotos)

Den Nazis blieb nichts anderes übrig als zwei ihrer angemeldeten Kundgebungen weiter in der Ortsmitte um zu planen, da sie dorthin nicht durchkommen konnten und stattdessen eine Abschlusskundgebung auf dem Parkplatz der Volksbank abzuhalten, auch diese wurde von lautstarkem Protest übertönt. Am Ende musste die NPD ihre Veranstaltung also frühzeitig abbrechen und unter Spott und Hohn mit Begleitschutz durch die Polizei die Rückreise zum Hof Nahtz antreten.

„Wir sind sehr zufrieden mit diesem Ergebnis, wir haben die Nazis erneut daran gehindert ihre Ideologie wie geplant in den Ort zu tragen. Eschede hat keinen Bock auf diese braune Propaganda“, sagt Anita Förster. „Es ist uns klar, dass vermummte Menschen auf die Einwohner*innen erstmal bedrohlich wirken, aber wir haben heute gezeigt, dass es uns nicht um sinnlosen Krawall geht, sondern darum mit den Eschedeer*innen gemeinsam und friedlich die Pläne der Nazis zu durchkreuzen!“

Deutlich wird die Dreistigkeit der NPD nun in den Abendstunden dann doch noch in Eschede. So hatte die NPD laut Informationen des Landkreises die Sonnenwendfeier auf dem Hof Nahtz für heute Abgesagt, also gab es vom Landkreis auch unter den derzeitigen Corona-Pandemie-Bestimmungen kein Verbot für die Feier. Trotz der eigenen Absage, mit der sie einem Verbot durch den Landkreis zuvor gekommen sind, versammeln sich in den frühen Abendstunden rund 20 Nazis auf dem Hof, um dort traditionell am Feuer die Sommersonnenwende zu feiern.

Der aktuelle Tiefflug der NPD lässt sich nicht von der Hand weisen. Dennoch ist die NPD nach wie vor ein gern genommenes Feigenblatt, um die faschistische Ideologie in die Gesellschaft zu tragen. Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern und weiter konsequent den Nazis die Grenzen aufzuzeigen.

NPD nutzt Corona-Schutzmaßnahmen für populistische Kundgebung in Celle

Pressemitteilung / 7. Juni 2020

Am 6. Juni veranstaltet die rechtsextreme NPD eine Kundgebung in der Celler Innenstadt. Mehrere bekannte Neoazis, darunter der gewaltaffine Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten (JN) Sebastian Weigler und der mehrfach vorbestrafte und extrem gewalttätige Pierre Bauer aus Braunschweig führen eine Kundgebung auf der Ecke Poststraße/Rundestraße in Celle durch. Sie fordern dabei ein Ende der Corona Schutzmaßnahmen.

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Cellesche Zeitung druckt Stellungnahme von Braunschweiger Neonazi

Pressemitteilung / 2. Mai 2020

Seit Monaten finden auf dem NPD-Gelände in Eschede (bekannt als Hof Nahtz) Arbeiten statt, um den heruntergekommenen Hof wieder nutzbar zu machen. Es wird um- und ausgebaut und es werden Zäune angelegt. Auch die Eindämmungsmaßnahmen gegen das Corona Virus hindern die Nazis nicht daran dort weiterzuarbeiten, sie kommen regelmäßig auf dem Gelände zusammen, um Bauarbeiten durchzuführen und neue Pläne zur weiteren Nutzung des Anwesens voranzubringen.

Die Cellesche Zeitung (CZ) nimmt die aktuellen Entwicklungen auf dem Hof als Anlass ein Statement des bekannten Neonazis und Landesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten (JN) Sebastian Weigler aus Braunschweig zu erbitten und zu veröffentlichen. Unkommentiert und geschmückt mit einem Foto von den Gegenprotesten direkt vor dem Hof, wird es auf einer halben Seite der hiesigen Zeitung nahezu unkommentiert abgedruckt.

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