NPD und Neonazis bei Aufmärschen der Corona-Leugner*innen-Szene in Celle

Seit Einführung der Corona-Schutzmaßnahmen im Frühjahr 2020 gibt es vielerorts regelmäßig Proteste gegen die Corona-Politik in Deutschland. Oft sind diese Veranstaltungen von Verschwörungstheoretiker*innen, Anhänger*innen der Reichsbürger- und Neonaziszene organisiert. Die Demonstrationen in Celle bilden dort keine Ausnahme.

Bereits am 6. Juni 2020 veranstaltete die extrem rechte NPD eine Kundgebung in der Celler Innenstadt. Mehrere bekannte Neoazis, darunter der gewaltaffine Landesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten (JN) Sebastian Weigler und der mehrfach vorbestrafte und extrem gewalttätige Pierre Bauer aus Braunschweig führten eine Kundgebung auf der Ecke Poststraße/Rundestraße in Celle durch. Unter dem Motto „Deutschland gegen den Corona-Wahnsinn – Zwangsmaßnahmen beenden – Normalität herstellen“ forderten sie ein Ende der Corona Schutzmaßnahmen. In ihren Reden versuchten sie diese Krise zu nutzen, um Menschen gegeneinander und gegen politische Verantwortungsträger*innen aufzubringen. Die vermeintliche Kritik an den Corona-Verordnungen dient dabei nur als Mittel zum Zweck.

Foto der Nazis zur Selbstdarstellung aus rechter Chatgruppe (aus unserem Artikel vom 7. Juni 2020)

Ab Februar 2021 nahm der Celler AfD Politiker Anatoli Trenkenschu an den Kundgebungen und Demonstationen der Corona-Leugner*innen-Szene in Celle teil. Trenkenschu ist Fraktionsvorsitzender der AfD-Stadtratsfraktion in Celle und sympathisiert offen mit dem rechtsextremen AfD Mitglied Björn Höcke, sowie der rechtsextreme Organisation PEGIDA. Auf seiner Facebook Seite bewarb er regelmäßig die Veranstaltungen und postet Videos und Fotos von den oben genannten Versammlungen.

Anatoli Trenkenschu (mit Schlauchschal) bei einer Corona-Demo im Februar Quelle: Cellesche Zeitung / David Borghoff

Am 27.12.2021 fand der wöchentliche „Montagsspaziergang“ der Corona-Leugner*innen-Szene in Celle statt. Die ca. 130 Teilnehmer*innen zogen mit einem nicht angemeldeten Aufmarsch durch die Celler Altstadt. Die Polizei stoppte immer wieder kleinere Gruppen in Seitenstraßen und geleitete diese zur Stechbahn, da diese keinen Mund-Nasen-Schutz trugen. Der Protest an diesem Tag war aggressiv und drohte stellenweise auch zu eskalieren. Der Celler Neonazi Dennis Bührig und andere Einzelpersonen hatten immer wieder die Stimmung angeheizt und gezielt versucht, andere Teilnehmer*innen zu Aktionen gegen die Polizei anzustacheln.
Dennis Bührig ist dabei kein Unbekannter, er galt jahrelang als Führungsperson der „Kameradschaft 73“ und später „Freie Kräfte Celle“ und war überregional bestens vernetzt. Er schaffte es dabei immer wieder Menschen zu politisieren und diese in gefestigten Strukturen zu binden. Bührig tauchte in den vergangenen Jahren bei keinen politischen Aktionen mehr auf und zog sich ins Private zurück – an seiner politischen Grundeinstellung änderte dies jedoch nichts. Erst am 21. Dezember 2019 bei der Wintersonnwendfeier auf Hof Nahtz in Eschede trat er seit mehreren Jahren das erste Mal wieder öffentlich sichtbar auf. Vertraut stand er neben Joachim Nahtz am Zaun des NPD-Hofes und beobachtete die Gegendemonstrant*innen. Scheinbar sucht er aktuell wieder verstärkt Kontakt zur aktiven rechten Szene im Landkreis Celle und versucht sich in Proteste und andere politische Aktionen einzubringen. Seine Erfahrungen, Vernetzung und seine gefestigten politischen Einstellungen scheinen ihm dabei zugute zu kommen.

Dennis Bührig beim „Spaziergang“ in Polizeigewahrsam Quelle: Cellesche Zeitung
Dennis Bührig und Joachim Nahtz im Dezember 2019 bei der Wintersonnwendfeier auf Hof Nahtz in Eschede Quelle: Moritz Simann

Zum „Spaziergang“ am 30.12.2021 kündigten Sebastian Weigler und Co. an, mitlaufen zu wollen, tauchten dort aber nicht auf. Auch andere bekannte Nazis wie Dennis Bührig waren diesmal nicht anwesend.

Bei einer Großdemo gegen die Corona-Schutzmaßnahmen in Hamburg am 08.01.2022 nahmen Nazis und JN/NPD Mitglieder teil, welche auch schon mehrfach bei Aktionen und Veranstaltungen der Neonazis in Eschede waren oder dort relevante Funktionen auf dem Nahtz Hof einnehmen. Die JN stellte dort zusammen mit der rechtsextremen Kleinpartei „Der III. Weg“ einen eigenen Block. Vorne mit dabei u.a. Michael Müller, der dort als Fotograf auftrat und organisatorische Aufgaben ausführte.

Michael Müller vor dem Gemeinsamen Block der JN/Der III. Weg Quelle: Pixelarchiv