Der Folgende Text soll einen kurzen Überblick über die teilnehmenden Personen und Strukturen an der Wintersonnenwendfeier und der blockierten JN-Demonstration vom 21.12.2019 bieten. Dabei werden Strukturen exemplarisch durch Einzelpersonen aufgezeigt. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass an der Sonnenwendfeier bis zu 60 Personen teilgenommen haben. An der gescheiterten Demonstration der JN nahmen 10 Personen teil.
Gescheiterte Demonstration
Unter dem Label „Eschede verteidigen“ mobilisierte die JN Niedersachsen ganze 10 Personen zu ihrem Demoversuch – erwartet wurden von Seiten der Veranstalter bis zu 50 Personen. Sie wollten im Vorfeld an die traditionell in Eschede stattfindende Sonnenwendfeier durch den Ort ziehen und dabei Rauchtöpfe und Pyrotechnik einsetzen, was ihnen von der Versammlungsbehörde sogar genehmigt wurde! Eine Demonstrationsanmeldung in der so etwas gefordert wird, kann als Provokation sowie als klare Ansage an die Stadt und den Landkreis gesehen werden. Allerdings wurde die Demo schließlich nach wenigen Metern von einem breiten Bündnis aus mehreren hundert Personen erfolgreich blockiert. Die JN musste frustriert zum Hof zurückkehren. Wie sich an dem Tag zeigte, wurde diese Demonstration maßgeblich vom Braunschweiger JN-Landesvorsitzenden Sebastian Weigler organisiert. Weigler ist seit Jahren aktiver Teil der Braunschweiger Naziszene und führende Kraft für die inhaltlich Ausrichtung der JN in Niedersachsen. Angemeldet wurde die Demonstration von einem ebenfalls seit Jahren aktiven Neonazi, dem in Goslar wohnenden Charsten Ditcy. Dieser tritt dabei immer wieder als Anmelder von NPD oder JN Veranstaltungen auf und war maßgeblich an der Organisation des „Tag der deutschen Zukunft“ 2018 in Goslar beteiligt. Unterstützung erhielt die niedersächsische JN bei ihrem Demoversuch von Mitgliedern der Hamburger JN/NPD Strukturen. So reisten sowohl der dortige Landesvorsitzende Lennart Schwarzbach als auch Karel Haunschild nach Eschede. Haunschild trat im EU-Wahlkampf 2019 für die NPD an und ist zudem als stellvertretender Kreisvorsitzender der Partei in Hamburg aktiv.
Von ihrem Demoversuch zurückgekehrt, wurden die JN Aktivisten bereits von den weiteren Teilnehmer*innen der Sonnenwendfeier erwartet. Unter ihnen das Ehepaar Joachim und Renate Nahtz. Beide haben nach dem Verkauf des „Hof Nahtz“ Anfang 2019 an die NPD Niedersachsen weiterhin ein Wohnrecht auf dem Hof. Joachim Nahtz ist seit mehreren Jahrzehnten in verschiedenen extrem Rechten Gruppierungen und Parteien aktiv. Bei mehreren Hausdurchsuchungen auf seinem Hof wurden sowohl Nazi-Devotionalien als auch mehrere Waffen gefunden. Nahtz stellte in der Vergangenheit sein Grundstück für verschiedenste neonazistische Gruppierungen zur Verfügung. Dank seiner Unterstützung konnten auf dem Gelände regelmäßige Sonnenwend- und Brauchtumsfeiern, Parteitage, Konzerte und Liederabende, Zeltlager und Wehrsportübungen stattfinden.
Ebenfalls auf dem Gelände anwesend war der derzeitige NPD-Landesvorsitzende Manfred Dammann aus Rotenburg. Dammann, welcher ebenfalls seit Jahrzehnten in der niedersächsischen Neonaziszene aktiv ist, war während der Veranstaltung hauptsächlich damit beschäftigt Gegendemonstrant*innen und Pressevertreter*innen zu fotografieren.
Aus Oldenburg angereist war auch der ehemalige, langjährige Vorsitzende der NPD Niedersachen Ulrich Eigenfeld.
Weiterer bekannter Neonazi ist der ebenfalls seit Jahrzehnten aktive Manfred Börm aus Handorf. Börm war in Begleitung seiner beiden Söhne Hajo und Reik Börm in Eschede unterwegs. Beide sind ebenfalls in der NPD bzw. der JN Niedersachsen aktiv. Manfred Börm ist seit den 70ern in neonazistischen Kreisen aktiv. 1979 wurde er zu 7 Jahren Haft verurteilt, nachdem er mit weiteren Neonazis niederländische Soldaten überfallen und von diesen mehrere Waffen erbeutet hatte. Mit der Wehrsportgruppe-Werwolf wollten sie mehrere gewaltsame Anschläge durchführen. Nach seiner Haftstrafe war der Bauunternehmer Börm in der mittlerweile verbotenen Wiking-Jugend aktiv und schulte und drillte dort ganze Generationen von jungen Neonazis. Nach dem Verbot der Wiking-Jugend wendete er sich der NPD zu, war dort im Bundesvorstand aktiv und leitete den NPD eigenen ‚Ordnerdienst‘.
Ebenfalls seit Jahrzehnten aktiv und in der Vergangenheit immer wieder durch extrem gewaltsame Übergriffe aufgefallen ist der Bremer Andreas „Hacki“ Hackmann. Hackmann wurde wegen mehrere Übergriffe in den 90ern und 2000ern wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Totschlag angeklagt. Er hatte u.a. bei einem Angriff auf ein Zeltlager von Jugendlichen einer Teilnehmerin mit einem Messer in den Rücken gestochen. Seit mehreren Jahren tauchte Hackmann nicht mehr in der Öffentlich auf und gab sich immer wieder als vermeintlicher Aussteiger der mit der Szene gebrochen hätte.
Ein weiterer Anwesender war der Bremer Alexander Greinke, welcher dort in der JN aktiv war. In den Jahren von 2011 bis 2013 war Greinke norddeutschlandweit auf extrem rechten Demonstrationen unterwegs, bis es schließlich ruhig um ihn wurde und er nicht mehr aktiv in der Öffentlichkeit auftauchte.
Spannend war auch die Anwesenheit von Dennis Bührig bei der Sonnenwendfeier. Bührig war seit den 90ern in der Neonaziszene von Celle aktiv und gründete mit weiteren Neonazis „Kameradschaft 73“ aus Celle, bei der er als Führungsperson auftrat. Bührig entwickelte sich schnell zu einer der führenden Kader in der niedersächsischen und Norddeutschen Neonaziszene. Er meldete Demonstrationen und Kundgebungen an, organisierte Veranstaltungen und sorgte für die Agitation von neuen, jungen Kadern. Dabei fiel er auch immer wieder durch gewaltsame Übergriffe auf. Vor einigen Jahren wurde es nach der Selbstauflösung der „Kameradschaft 73“ und weiterer Folgeprojekte ruhig um Bührig. Er tauchte bei keinen politischen Aktionen mehr auf und zog sich ins Private zurück. Am 21.12. trat er nun seit mehreren Jahren das erste Mal wieder auf.