In Eschede kam es am Samstag, den 22.08.20 zu einer Verteilaktion durch Kräfte der faschistischen NPD. Gewaltbereite und einschlägig bekannte Nazis waren vormittags über mehrere Stunden in kleinen Gruppen im Dorf zu Fuß unterwegs. Nach Angaben lokaler Antifaschist*innen, hatten die Neonazis hierfür einen Stadtplan dabei, auf dem genau eingezeichnet war, wo die Flyer verteilt werden sollten.
Bei einem der Neonazis handelte es sich um den Nazikader Sven Wellhausen, der schon seid 2003 aktiv bei der NPD/JN in Rotenburg und Verden war. Wellhausen trat dabei in der Vergangenheit immer wieder wegen Volksverhetzung und Beteiligung an gewalttätigen Übergriffen in Erscheinung. Nachdem es nun seit 2012/13 ruhig geworden war um Wellhausen, scheint er jetzt wieder aktiv zu werden, sich zu Vernetzen und alte Kontakte zu erneuern.
Der zweite namentlich bekannte Neonazi, der bei der Verteilaktion dabei war, ist Michael Müller. Müller war regelmäßig bei JN und NPD Ationen dabei. Bei vergangenen Veranstaltung ist Müller durch gezieltes Abfotografieren von Gegendemonstrant*innen aufgefallen. Auch die beiden anderen Personen können den niedersächsischen JN Strukturen zugerechnet werden, sind bisher aber namentlich nicht bekannt.
Diese neueste Aktion zeigt, dass die Faschist*innen trotz gescheiterter Aufmärsche nicht aus dem Dorf verschwunden sind und antifaschistischer Widerstand nach wie vor ein wichtiges und richtiges Mittel im Kampf gegen die örtlichen Neonazis darstellt.
In dem am Samstag verteilten Flyer der NPD formulieren sie ein „Angebot“ an die Dorfgemeinschaft und versuchen sich damit eine Rolle zuzuschreiben die nicht im mindesten der Realität entspricht. Man finde das Dorf – und seinen Bürgermeister – an sich ja ganz nett und man könne eigentlich ganz ungestört nebeneinanderher leben, das Dorf im Dorf und die Nazis eben am Finkenberg. Dieses vermeintliche „Angebot“ ist dabei nicht mehr als der schlechte Versuch der Täter – Opfer Umkehr und nichts anderes als eine gefährliche Verschleierung ihrer wahren Motive.
Vorallem wenn man bedenkt, dass die NPD für 2020 insgesamt 9 Demonstrationen in Eschede angezeigt hat, wird der Widerspruch in ihren Aussagen und der Realität deutlich. Sie reagieren nicht, sondern agieren ganz bewusst mit Aktionen, die außerhalb des Geländes am Finkenberg stattfinden. Niemand sollte sich von solchen als vermeintliches Angebot getarnte Erpressungen täuschen lassen.
Vielmehr ist es an Allen in Eschede und drumherum, die Aktionen der Nazis öffentlich zu machen und gegen diese vorzugehen!
Da die NPD nicht leugnen kann, dass massiver Widerstand aus der Zivilgesellschaft gegen Ihre Aktionen und Veranstaltungen besteht, gibt es auch hier noch einen diffamierenden verbalen Vorstoß. Die NPD behauptet, dass es sich bei den gegen die NPD engagierten Einwohner*innen Eschedes um „Widersacher und Wichtigtuer und Funktionäre des Parteienkartells oder der Kirchen und Gewerkschaften“ handele und deren einziges Ziel sei „sich (zu) profilieren und Ärger ins Dorf (zu)bringen“. Die NPD versucht damit die Legitimation der zivilgesellschaftlichen Proteste ins Lächerliche zu ziehen und wiederum aus dem Dorf abzugrenzen.
Zu guter letzt darf der übliche Hieb gegen freien und kritischen Journalismus seitens der Rechten nicht fehlen. Die „böse Presse“, die das Treiben der Nazis auf ihrem Gelände abfotografiert und deren Pläne öffentlich macht und dokumentiert, trägt laut dem Schreiben der NPD nur zum Unruhestiften gegen die Neonazis bei.
Damit nutzt die NPD in ihrem Flyer ganz typische rechte Propagandamittel – einerseits werden das Vorhandensein von Gegenprotest und dessen Aktionen herabgespielt und als von „außen kommend“ dargestellt. Anderseits wird dem Dorf im gesamten Flyer suggeriert, dass man ganz in Ruhe auf seinem Hof nette kleine Veranstaltungen mit Musik und Sport machen will und niemanden stören würde.
Wir lassen uns nicht täuschen. Wir gehen definitiv nicht auf „Angebote“ von Neonazis ein und geben ihnen keine ungestörten Rückzugsräume! Genau dies führt dazu, dass Sie sich ungestört vernetzen und im Landkreis verankern können, um ihre menschenverachtende Politik und hetzerische Propaganda weiterzuverbreiten.
NPD-Flyer in den Müll – Gegen ein Nazizentrum in Eschede und überall!